Cardiff-Tour 2015

U14 und U16 hinterließen Eindruck bei Wales-Tour.

Vier Tage waren die Mannschaften unterwegs – 27.2. bis 2.3.2015 – hier sind ein Bericht und ein paar Bilder

Freitag

2015_Cardiff_Marco_germ_02541 Mann und Frauen stark war die Reisegruppe des FC St. Pauli, die am letzten Februar-Wochenende nach Wales aufbrach. 14 Spieler der U16, 19 Spieler und Spielerinnen der U14 und sechs Trainer und Betreuer. Zu Ehren unserer Gastgeber in rote Tour-Poloshirts gekleidet flogen wir am frühen Freitag Morgen nach Birmingham, wo uns unser Tour-Organisator Michael – unterstützt von unserem großartigen und geduldigen Busfahrer Anthony – aufsammelte. Anders als erwartet zeigte sich Wales gleich zu Beginn von seiner schönsten Seite, die Sonne schien und die kleine aber hübsche Altstadt von Cardiff verlockte unsere Spieler mit nicht einem, sondern gleich drei Rugbyläden zum Shopping.

Nach einem kurzen Blick aufs historische Cardiff Castle gingen wir gemeinsam die wenigen Schritte zum allerheiligsten des Walisischen Rugby: Dem Millenium-Stadion. Nicht nur die Spieler staunten bei unserer Führung über die hochmoderne Technik der Arena, die auf ihren steilen, in die Cardiffer Altstadt gezwängten, Tribünen 80.000 verrückten Rugby-Fans Platz bietet. Auch die Umkleidekabinen, Presseräume und Luxus-Logen wussten zu beeindrucken und ernteten sehnsüchtige Blicke.

Abends gab es dann Fish & Chips in einem der lokalen Pubs (very british indeed!) bevor die Kinder und Erwachsenen von ihren Gastfamilien abgeholt wurden.

Samstag

2015_Cardiff_Marco_germ_005Der Samstag hielt dann schon das Highlight unserer Tour für uns bereit. Nach einem abwechslungsreichen und sehr freundschaftlichen Training mit Spielern und Trainern des Rhiwbina RFC fuhren wir zum legendären Cardiff Arms Park, unserer Spielstätte. Um kurz vor 14 Uhr war unsere große Stunde gekommen: Unsere U14 lief unter Applaus durch den Spieler-Tunnel auf den Allwetter-Kunstrasenplatz auf. Unser Gegner, die hochmotivierte Mannschaft von Clwb Rygbi, startete furios, setzte sich direkt in unserer 22 fest, konnte aber dank der beherzten Verteidigungsarbeit unserer St. Paulianer zunächst nicht punkten. Die routiniertere Spielweise und der bessere Spielaufbau des Gegners wurde dann aber doch mit einer halbwegs komfortablen Führung belohnt. Vier Versuche mussten wir hinnehmen. Es wären noch deutlich mehr geworden hätte nicht unser Schluss Finn Goulding (von den Trainern des Clwb Rygbi zum besten Spieler des Tages gewählt) noch einige Durchbrüche kurz vor der Linie gestoppt. Alle unsere Spieler kämpften beherzt, die Stürmer gingen in den Kontakten nach vorne und auf den Innenpostitionen – bei uns besetzt von den stark aufspielenden Johann Schünemann und Alex Nicoli – wurden mehrere Durchbrüche erzielt. Ein solcher Durchbruch wurde mit unserem ersten Versuch belohnt, gelegt von unserem ersten Innen Johann, der ihn souverän selbst erhöhte. Kurze Zeit später konnte sich auch Finn Goulding an der Außenlinie zum Versuch durchsetzen und machte unsere Gastgeber noch einmal nervös. Am Ende der Partie, übrigens exzellent durch einen der Trainer des Gastgebers geleitet, hieß es dann doch 5 zu 2 Versuche für Clwb Rygbi.

Pünktlich um 15:00 war Ankick des Spiels unserer U16 gegen unsere Trainingspartner vom Vormittag, Rhiwbina RFC, die so nett waren uns einen Gastspieler zu stellen. Viele Angriffe vom Rhiwbina liefen über die technisch gute und schnelle Hintermannschaft. Auch im Sturm konnten sie durch ihr hohes Tempo und technische Fähigkeiten viel Druck aufbauen. So dauerte es nicht lange bis der erste Gegen-Versuch fiel. St.Pauli gelang es jedoch mehr und mehr effektiv zu verteidigen und auch häufiger vielversprechende Angriffe zu starten. Ende der ersten Halbzeit lief dann Ewan Morgan – unter demJubel der versammelten St. Paulianer – nach einem langen und schnellen Passangriff über die rechte Außenseite zum Versuch ein. Zur Halbzeit stand es nun 19:5 für die Waliser. Insbesondere unser überragender Gedrängehalb Cai Engelbrecht und unser Kapitän Jannis Wegener retteten durch ihre Tacklings unzählige gefährliche Situationen. „Alte Hasen“ wie unser schneller und verbissener Schlussspieler Lennard Schumann und Neulinge wie Assraf Alegbe, der nach nur 7 Wochen Training sein allererstes Rugby-Spiel bestritt, kämpften tapfer und konnten einige spektakuläre Aktionen beisteuern. Die Stürmer, gelenkt vom souveränen Sturmführer und Gassenfänger Henri Buck, gewannen unsere eigenen Gedränge sicher und ackerten in den Kontaktsituationen. Mitte der zweiten Hälfte konnten sich die Jungs zwar noch drei weitere Punkte durch einen Straftritt sichern. Weitere Versuche des starken gegnerischen Teams, das zur Hälfte aus Auswahlspielern bestand, waren auf Dauer trotzdem nicht zu verhindern. Am Ende hieß es klar 45:8 für den Rhiwbina RFC.

Die Trainer beider Mannschaften waren trotzdem sehr zufrieden, hatten wir uns doch an diesem historischen Ort teuer verkauft, Versuche gelegt und unsere Farben würdig vertreten.

Spielbericht von Rhwibina.

Nach den Spielen waren wir noch zu einem sehr herzlichen Empfang durch Clwb Rygbi eingeladen. Im Hotel Elgano gab es Sausage & Mash und die Live-Übertragung des Six Nations-Spiels Frankreich gegen Wales. Es wurden – wie es sich für eine richtige Rugby-Feier gehört – reichlich Geschenke, Medaillen und freundliche Worte auf Englisch und Walisisch ausgetauscht. Der Sieg der Waliser Nationalmannschaft in Paris befeuerte die ohnehin schon gute Stimmung, sodass sich der Abend in einem gemeinsamen und unvergesslichen Gesang entlud und wir die Feier nur ungern in Richtung unserer Gasteltern verließen.

Sonntag

Auch der dritte Tag unserer Tour begann früh mit einem Rugby-Training. Die U14 traf sich mit unseren neuen Freunden von Clwb Rygbi im städtischen Park, den Llandaff Fields, in dem sich zum großen Staunen aller Hamburger gleich mehrere frei zugängliche Rugbyfelder befanden. Während wir uns bei schönstem Sonnenschein großartig amüsierten und letzte taktische Tipps des walisischen Trainers aufzusaugen versuchten, nahm die U16 bei ihrem Training schon einmal Kontakt zum späteren Gegner Llandaff RFC auf.

Die U14 machte jedoch wieder den Anfang und spielte um 11.30 Uhr gegen die U13 des Gastgebers (in Wales gibt es reichlich Spieler und deshalb für jeden Jahrgang eine eigene Mannschaft). Die Mannschaft des ältesten Clubs in Cardiff, die allein in diesem Jahr schon 13 Spiele bestritten hatte, war wie zu Erwarten ein harter Brocken (zum Vergleich: unsere U14 hatte wetterbedingt gerade einmal ein einziges Rugby-Training auf dem Platz absolviert!). Die athletische und versierte Hintermannschaft von Llandaff konnte einige Versuche wunderbar rausspielen, deren Erhöhungen von ihrem hochklassigen Kicker souverän verwandelt wurden. Der Gegner scheiterte aber auch immer wieder an unserer starken individuellen Verteidigung. Im Angriff kamen wir zunächst mit dem sehr lehmigen, schweren Boden auf dem Ersatz-Spielfeld von Llandaff nicht gut zu Recht, konnten wir doch hier unsere Stärken in der Hintermannschaft (Wendigkeit und Schnelligkeit in den Lücken) nicht ausspielen. Nach einigen taktischen Auswechslungen konnte jedoch Carlo Mangold auf seiner geliebten Innenposition gleich mehrere glänzende Durchbrüche erlaufen und den Ball unter den Goalstangen ablegen (Erhöhung „oldschool“ mit per Hacke gestochenem Loch durch Johann Schünemann). Auch das taktisch kluge Fußspiel mit langen Kicks in die Box brachte wichtige Raumgewinne und erlaubte unseren schnellen Hintermannschaftsspielern Druck auf Llandaff auszuüben. Im Sturm wurde geackert, wobei sich unter anderem unser Kapitän Leander Jasker, sowie Dave Arians und Fredi Krohn durch großen Einsatz hervortaten. Aber auch Spieler auf absolut ungewohnten Positionen konnten zeigen, dass St. Paulianer kämpfen können, so zum Beispiel als Flanker Timmy Lehnich und Luise Wolff, die später vom Gegner zur „Person of the Match“ gewählt wurde. Das Endergebnis von 33:12 (5:2 Versuche) ist ehrbar, zumal deutlich wurde wie viel Potential in dieser lernwilligen und ehrgeizigen Mannschaft steckt.

Die U16 hatte mit der U15 des Gastgebers, die uns diesmal gleich mit zwei Gastspielern verstärkte, ebenfalls eine harte Nuss zu knacken. Der sehr matschige Platz konnte deren schnelles und aufreibendes Spiel kaum beeinträchtigen (vielleicht der Heimvorteil?). Unsere Mannschaft beeindruckte zwar schon beim Auflaufen sichtlich durch ihre physische Präsenz, konnte aber in punkto Lauffreude und Rugby-Fitness nicht immer mit dem athletischen Gegner mithalten. Trotzdem bewiesen die St. Paulianer wiederum Kampfgeist und den Willen zur fairen aber resoluten körperlichen Härte (leider musste der Gastgeber zwei Mal verletzungsbedingt wechseln). Insgesamt gab unsere Mannschaft auch in diesem zweiten Spiel eine gute Figur ab. Und so gelang es auch am Sonntag dem überlegenen Gegner nach einem starken Phasenspiel durch den Sturm einen Versuch und eine Erhöhung abzuringen. Der Endstand war jedoch auch an diesem Tag eindeutig. Als „Man of the Match“ wurde unser Prop Lucas Uhuegbu gekürt.

In dem wunderschönen Clubhaus von Llandaff gab es anschließend ein gemeinsames Mittagessen, während man gleichzeitig auf der Leinwand das Profispiel der Cardiff Blues im uns nun wohl bekannten Cardiff Arms Park mitverfolgen konnte. Wiederum wurden Lobesreden gehalten, Spieler, Trainer und Offizielle geehrt und – selbstverständlich – unsere wunderschönen und berühmten Krawatten getauscht.

Der Walisische Wettergott hatte wieder einmal Erbarmen mit uns: Es hagelte nur kurz als wir noch im Clubhaus waren und der Himmel riss wieder auf, rechtzeitig für unser Nachmittags-Bummeln durch die Altstadt. Abends fuhren wir gemeinsam zur neu renovierten Steiner-Schule in Cardiff, die für uns an diesem walisischen Nationalfeiertag – dem St. Davids Day – ein Festessen zubereitet hatte. Es gab köstlichen Lammeintopf („Cawl“), selbstgebackene Brötchen mit gesalzener Butter und zum Nachtisch ein Schichtdessert in den walisischen Nationalfarben, den Trifle. Das gute Essen tröstete gewiss hinweg über das etwas eigentümliche Abendprogramm der Lehrerschaft (inklusive nordischer Göttersagen-Erzählung und historischer Schwertkampf-Vorführung) und unsere Reisegruppe benahm sich erfreulich aufgeschlossen und geduldig.

Montag

Nach einer letzten Nacht bei unseren Gastfamilien, die einige mehr (heißer, schwarzer Tee!) andere weniger (Gruselschloss) ins Herz geschlossen hatten, brachen wir erschöpft aber zufrieden die Heimreise an. Die langwierige Fahrt wurde verkürzt durch unser Maskottchen – den Drachen Cardigan George – und unser Idioten-Kostüm, die ominöse Lauchkette, die an diesem Tag oft den Besitzer wechseln sollte.

Der Dank aller Mitreisenden gilt ganz besonders der großen Gastfreundschaft unserer Gastgeber, die uns ohne Standesdünkel und mit großer Offenheit in ihre große waliser Rugby-Familie aufgenommen haben. Aber auch ohne die Organisatoren unseres Clubs wäre diese Reise nicht möglich gewesen: Wir bedanken uns sehr herzlich bei Michael Bogdanov, der die Idee für die Tour hatte und in Cardiff alle nötigen Kontakte herstellte, pflegte und nutzte und bei Nils Zurawski, der sich von Hamburg aus um die (oft verzwickte) Logistik unserer Reise kümmerte und sie als Abteilungsleiter vorbehaltlos unterstützte. Die Tour war sowohl für die Spieler als auch die Trainer ein unvergessliches Erlebnis. Wir freuen uns auf einen Gegenbesuch unserer neuen Waliser Freunde und kommen gerne wieder.

Die U16 (nach Positionen):

1 Nathanael Lück, 2 Paul Osterwald, 3 Lucas Uhuegbu, 4 Assraf Alegbe, 5 Maximilian Losse, 6 Mamadou Reidl, 7 Javel Strauß, 8 Henri Buck, 9 Cai Engelbrecht, 10 Ewan Morgan, 11 Julian Glaner, 12 Jannis Wegner (c), 13 Byron Wider, 14 (Gastspieler), 15 Lennard Schumann

Die U14 (alphabetisch):

Alex Nicoli, Benjamin Woltersdorf, Carlo Mangold, Carlotta Wider, Dave Arians, Dominik Behrens, Felix Weller, Finn Goulding, Frederik Krohn, Hannah Wenzel, Ida Maltusch, Johann Schünemann, Leander Jasker (c), Luisa Grenz, Luise Wolff, Matti True, Neil Hinrichs, Noemi Lück, Timmy Lehnich

 

 

Fotos: Marco Schünemann